8. Epilog 2009

Wenn ich überfliege, was ich vor bald mal 20 Jahren geschrieben habe, dann fällt mir auf:

  • dass ich keine Ahnung habe, wo eigentlich die Filmwissenschaft heute steht. Damals, so scheint es zumindest, war das Ganze in statu nascendi mit diversen Ausprägungen und möglichen Entwicklungsrichtungen. Und heute? Medienwissenschaft ist ja der Renner an den Unis (weiss Gott, warum 🙂 ). Was lehren und lernen die denn heute über Film?
  • dass es mich etwas peinlich berührt, wie angestrengt ich da damals die Bedeutung von Steven Spielberg zu etablieren versuchte. War das wirklich nötig, Spielberg „universitabel“ zu machen. Vielleicht, wenn ich mich an die Professoren zurückerinnere, schon ein wenig.
  • dass der Schlusssatz mit dem Popcorn und den Sonnenblumenkernen ja so was von daneben ist. Den muss ich wohl am Abgabetag tief in der Nacht und mit letzter Kraft in die Tasten gehauen haben. Der hat mich sicher eine halbe Note gekostet – zu recht.

Und dann gibts ja jetzt den vierten Teil: Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull. Natürlich musste ich den sehen, obwohl ich viel seltener ins Kino komme, als damals, als ich diese Arbeit schrieb.

Schon im Vorfeld hatte ich natürlich einiges darüber gelesen. Die Kritiken waren verhalten bis schlecht. Mir egal, ich erwartete mein eigenes Vergnügen, schliesslich hatte ich die drei Teile vorher weiss der Teufel wie oft vorwärts und rückwärts und in Zeitlupe und Einzelbild gesehen.

Und dann war’s so, wie’s auch schon in dieser Arbeit steht. Es war wieder derselbe Film. Nicht ganz zwar, der Prolog war etwas untypisch, aber sonst würde ich über den Daumen gepeilt sagen, die Struktur war dieselbe wie bei Raiders, Temple und Crusade. Das war auch OK – Indiana Jones Filme sind klassische, einfach gestrickte Abenteuerfilme.

Und trotzdem war ich ein wenig enttäuscht. Vielleicht weniger, weil der Film technisch nicht ganz mit der Zeit mitgegangen ist, wie das einige Kritiker bemängelten. Ich hatte erwartet, dass viel mehr mit dem Mythos Indiana Jones gespielt wird im Film, mal hier ein ironisches Zitat aus den alten Filmen, mal da eine Anspielung auf eine Szene (wie es mit dem Schwertkämpfer schon in Teil 1 & 2 auch schon vorkam). Wenig bis gar nichts. Die Bundeslade am Anfang im Lagerhaus – nett. Aber dann war schon ziemlich Ende, ausser der – ernst gemeinten – Ehrerbietung an den im Film und tatsächlichen Leben verstorbenen Marcus Brody (Denholm Elliot).

Vielleicht muss ich Crystal Skull auch noch fünf Mal und in Ruhe schauen, dann gibts noch mehr zu entdecken. Aber ich hätte eigentlich von Spielberg und Lucas viel mehr diebische Freude beim Drehbuch schreiben erwartet. Dass sie mit den Figuren, die sie selber vor fast 30 Jahren erschufen, ihre Spässchen getrieben hätten. Von dem war nichts zu spüren. Hat sie eine Art seniler Seriosität gepackt? Wer weiss.

Aber eines ist klar. Das war jetzt das letzte Abenteuer von Henry Jones junior, genannt Indiana. Er hat geheiratet und das ist das Ende jedes Abenteurers. Steht so in meiner Arbeit, deshalb muss das so sein.

Jetzt dürfen wir einzig rätseln, ob Indys Sohn in die Fussstapfen seines Vaters tritt. Das ist ja hübsch angedeutet in der Schlussszene von Crystal Skull, als sich Mutt den Hut seines Vaters aufsetzen will, aber Indy das nicht zulässt. Wenn schon, dann muss sich sein Sohn seine eigenen Abenteuer-Insignien zu legen. Hut und Peitsche sind vergeben und landen jetzt wohl in der Adventurer Hall of Fame.