4. Die Indiana Jones-Trilogie

Erfolgsgespann: Spielberg als Regisseur arbeitete für die Indy-Trilogie mit seinem langjährigen Freund George Lucas zusammen, der die drei Filme produzierte. Die beiden zeichnen bei einem anderen Film übrigens gemeinsam als Produzenten, bei Akiro Kurosawas Konna yume wo mita (Dreams).

Die drei Filme über den Abenteurer und Archäologen Indiana Jones entstanden in den Jahren 1981 bis 1989. Sie unterscheiden sich insofern von den übrigen Spielberg Filmen, als der Anstoss zu der Trilogie nicht von ihm kam. Erfinder der Figur war Spielbergs langjähriger Freund George Lucas, der sich nach seinem Regieerfolg mit dem Sternenmärchen Star Wars (1976) nur noch der Produktion von Filmen widmete.

Indiana Jones knüpft an die Tradition der Serials aus den 30er und 40er Jahren an, ein heute nicht mehr existentes Genre, das aber – als Wiederaufführung – zu den ersten Kinoerfahrungen sowohl von Lucas wie auch von Spielberg gehörte:

Ich bin mit Serials aufgewachsen. In der Nähe unseres Hauses in Phoenix, Arizona, gab es ein Wiederaufführungskino, (…). Jeden Samstag bin ich da hingegangen und habe diese alten Serials angeschaut: Tailspin Tommy, Masked Marvel, Spy Smasher, Don Winslow of the Navy, Commander Cody. Und ich wunderte mich immer, warum Hollywood nichts tat, um das Genre der Outdoor Adventures wiederzubeleben, das Genre von ’narrow misses and close calls‘.(1)

Die Serials, und das wollten Lucas und Spielberg wiederbeleben, waren Filme „mit knappem Dialog, reichlich Action und billigem Szenenaufbau.“(2)

Das zweite Vorbild von Indiana Jones ist der Geheimagent seiner Majestät, James Bond.(3) Die Ähnlichkeit mit der erfolgreichen britischen Kinoserie ist augenfällig. Sieht man von den unterschiedlichen Berufen der beiden Helden ab, sind sie praktisch austauschbar. Jones wie Bond sind «sorgfältig von individuellen Zügen gereinigt»(4), damit dem Publikum ein möglichst grosses Potential zur Identifikation geboten wird. Was sie auszeichnet, ist ihre unwiderstehliche Anziehungskraft auf Frauen, ihre Bereitschaft zu den verwegensten Abenteuern und ihre Unbestechlichkeit, die sie immer auf der Seite der Guten hält. Die Ähnlichkeiten gehen aber bis in den Handlungsaufbau, was bei Genrefilmen zwar nicht unüblich ist, dennoch ist die beinahe exakte Parallelisierung der Handlung bemerkenswert.(5)

Daneben finden sich in der Trilogie eine Unmenge von Zitaten aus älteren Filmen, die auf den reichen Fundus der Filmgeschichte verweisen, aus dem sich Spielberg bedient hat. Die Spannweite reicht von der Museumssequenz in Orson Welles Citizen Kane (1941), der die Schlusseinstellung von Raiders entspricht, bis zur Verfolgungsjagd aus Peter Yates‘ Bullit (1968).(6)

Der Seriencharakter der Trilogie wird unterstrichen durch die Tatsache, dass alle Filme von einem praktisch identischen Produktionsteam hergestellt wurden. Verschiedene Namen tauchen einzig bei den Credits für das Drehbuch auf, doch basieren wiederum alle Drehbücher auf einer Story von George Lucas. John Williams (Musik), Michael Kahn (Schnitt) und Lucas‘ Special Effect-Firma Industrial Light & Magic sind zwar häufig im Nachspann von Spielberg Filmen zu finden, dass er jedoch dreimal mit dem Kameramann Douglas Slocombe zusammenarbeitete, zeigt deutlich die Absicht, die Filme so identisch wie möglich zu gestalten.

4.1 Die Handlungsstruktur


  1. Steven Spielberg: Zwischen Tailspin Tommy und James Bond. Die Entstehung von Raiders of the Lost Ark. In: Goldau/Prinzler, S. 102.
  2. Goldau/Prinzler, S. 31.
  3. Frage: Indiana Jones schlägt James Bond mit seinen eigenen Waffen: Er ist spektakulärer, hat mehr Witz und bessere Action. Hatten Sie sich nicht mal um die Regie eines Bond-Films beworben?
    Spielberg: Ja. Vor neun Jahren, aber die wollten mich nicht haben – weil ich kein Engländer bin. Indiana Jones ist meine Rache. (Schaper, S. 188)
  4. Kuchenbuch 1987, S. 153.
  5. Vgl. dazu Kapitel 4.1, in dem der Handlungsaufbau der Indiana Jones-Filme verglichen wird. Im Detail kann allerdings nicht auf die Parallelen zwischen den Filmen eingegangen werden. Der Hinweis, dass sich praktisch zu jedem Element eine Entsprechung in den Bond-Filmen findet, muss hier genügen.
  6. Turner und Muren listen 20 (vor allem Abenteuer-) Filme auf, die alleine in Temple of Doom zitiert werden. Die Liste ist wahrscheinlich bei weitem nicht vollständig. Vgl. George E. Turner/Dennis Muren: Anything Goes. Die Spezialeffekte in Indiana Jones. S. 142f. In: Goldau/Prinzler, S. 142 – 156.